»Unterwegs zu unseren Freunden in Maziamu«
von Markus Schulte-Beckhausen
Von den schönen Erlebnissen und den herzlichen Begegnungen unserer Reise im vergangenen Jahr beseelt und von großer Neugierde getrieben, wie »unsere Schule« nach Aufnahme des Schulbetriebs im vergangenen September sich nun darstellt, beschloss der Vorstand des Fördervereins zum Jahreswechsel, im Frühjahr wieder nach Maziamu zu reisen, um sich ein Bild vor Ort von der baulichen Entwicklung zu machen, Kontakte zu Ansprechpartnern zu knüpfen und Freundschaften zu vertiefen.
Eine beschwerliche Reise
Es ist nicht gerade leicht, nach Maziamu zu reisen. Hierüber schrieb ich schon in meinem letztjährigen Bericht. In mehreren Etappen geht es über die Hauptstadt Kinshasa und über Kikwit -Bischofssitz der Heimatdiözese unseres Kaplans, Albert Kikalulu- zum eigentlichen Ziel unserer Reise, nach Maziamu.
Ein veränderter Reiseverlauf via Addis Abeba, der wegen eines verpassten Anschlussfluges notwendig wurde, und ein Getriebeschaden am Geländewagen auf der Strecke nach Maziamu sorgten in diesem Jahr zusätzlich für Reiseverzögerungen und machten die Reise noch etwas beschwerlicher als sie sonst schon ist.
Viele Gespräche über unser Schulprojekt
Aufenthalte in Kinshasa und Kikwit nutzen wir nicht nur, weitere Reisevorbereitungen (z.B. Proviant und verschiedene Materialien für Maziamu kaufen, Geländewagen mieten) zu treffen, sondern auch, um mit unterschiedlichsten Ansprechpartnern Gespräche über unser Schulprojekt zu führen.
So trafen wir die Bekannten unserer Partnerorganisation -einer gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation (NGO) in Kinshasa. Diese Organisation ist aus dem "Bürger-" Comité in Maziamu entstanden und hat einen Zweig in Maziamu und einen in Kinshasa. Ähnlich wie mit unserem Trägerverein hier in Königswinter - gibt diese Organisation den Aktivitäten in Maziamu eine Struktur und einen juristischen Rahmen. Mit den Vertretern in Kinshasa ist es für die NGO deutlich einfacher, notwendige Kontakte zu Behörden und anderen Einrichtungen aufzunehmen.
Überaus freundlich empfing uns ein Vertreter der Deutschen Botschaft in Kinshasa. Mit großem Interesse folgte er unseren Schilderungen zum Projekt und zeigte sich dankbar, dass wir uns die Zeit nahmen, unsere Aktivitäten im Kongo der Botschaft bekannt zu machen. Auch wenn wir aus dem Besuch bei der Botschaft keinen unmittelbaren Vorteil für unser Projekt erreichen konnten, so bleiben wir mit der Botschaft in der Hoffnung in Kontakt, zu einer späteren Zeit für unser Projekt oder unsere Partnerorganisation hilfreiche Unterstützung zu erhalten.
In Kikwit trafen wir viele Bekannte unserer letzten Reise, die uns auch diesmal bei den weiteren Reisevorbereitungen hilfreich unterstützten. So musste ein Geländewagen gemietet, Reiseproviant für ca. eine Woche, und verschiedenes Material für Maziamu besorgt werden.
Alberts Bischof, Timothée Bodika Mansiyai, bot uns freundlicherweise für die Zeit der Vorbereitungen Unterkunft in seinem Haus. Der eine oder andere erinnert sich, dass Bischof Bodika Anfang März 2017 auf seiner Deutschlandreise auch bei uns im Seelsorgebereich zu Besuch war.
Bischof bietet sich an, Schule zu weihen
Im Rahmen unserer Gesprächen erneuerte Bischof Bodika seine in Dollendorf geäußerte Zusage, nach Fertigstellung der aktuell in Bau befindlichen Klassenräume, nach Maziamu reisen und diese Einweihen zu wollen.
Wir zeigten uns dankbar, dass der Bischof die beschwerliche Reise von etwa 10 Stunden im Geländewagen auf sich nehmen will, um unser Schulprojekt einzuweihen. Für die Bevölkerung von Maziamu wird der Besuch ihres Bischofs jedenfalls ein ganz besonderes Ereignis sein, kommt doch nur selten eine Priester in den Ort. Albert hat unseren Besuch in Maziamu dann auch gleich genutzt, der Gemeinde die eine oder andere "Anregung" zur Vorbereitung des bischöflichen Besuches zu geben.
Der angekündigte Bischofsbesuch zeigt auch, dass unser Projekt »Eine Schule für Maziamu« weit mehr als nur den Bau einer Schule bewirkt. Der Ort wird wegen der Aktivitäten unseres Seelsorgebereiches ganz anders im Kongo wahrgenommen und erlebt so ungeahntes Interesse.
Am Sonntag feierte Albert in der Kirche von Maziamu zusammen mit der Bevölkerung eine sehr lebendige Messe. Einen Eindruck der Lebendigkeit einer kongolesischen Messfeier konnten wir ja im vergangen Sommer in Niederdollendorf im Rahmen des Maziamu-Tages erleben. Es ist immer wieder mitreißend und motivierend, wenn Afrikaner Gottesdienst feiern.
Der Bürgermeister von Maziamu, stellte in seiner Ansprache zur Begrüßung fest, dass der Bau der Schule durch Menschen, die weit weg in Europa leben, für ihn und die Bevölkerung von Maziamu einem Wunder gleichkommt. Schon häufiger seien Politiker der Region bei ihm gewesen und hätten viel geredet, ohne dass auch nur das Geringste passiert wäre. Doch wie aus heiterem Himmel engagieren sich Menschen aus Königswinter für seinen Ort und bauen eine Schule. Wunderbar!
Dafür spricht er der Bevölkerung von Königswinter und allen engagierten Helferinnen und Helfern seinen von Herzen kommenden Dank aus.
Worin der Dank dann schließlich bei der Begrüßungsfeier in Maziamu mündete, können sich die Leser, die bereits meinen Bericht zur Reise 2016 gelesen haben, gut vorstellen: auch bei dieser Reise habe ich eine Ziege geschenkt bekommen. Nur in diesem Jahr waren die besorgten Gedanken nach dem Umgang mit dem lebenden Geschenk nicht mehr ganz so groß. Alberts Eltern haben die Ziege »adoptiert«.
Am Montagmorgen gingen wir zu »unserer« Schule, die den Namen St. Victor Zanguluka trägt, um dort einen Schulvormittag zu erleben und mit den Lehrern über den Schulbetrieb und den weiteren Ausbau der Schule zu sprechen.
Am Schulgelände empfingen uns Schüler und Lehrer mit frisch gepflückten Blumen und einer Begrüßungsansprache. In einer kleinen Prozession ging es dann zum Schulgebäude. Zur Feier des Tages hatte der Hausmeister die kongolesische Fahne und die Fahne von Königswinter gehisst - ein schönes, in der afrikanischen Weite wehendes Zeichen von enger Verbundenheit.
Unterrichtsstunde auf Deutsch
Nach der Begrüßung durch Lehrer und Schüler bot sich mir die Gelegenheit, den Schülern eine kleine Deutschstunde zu geben. Mit Begeisterung nahmen die Schüler am Unterricht teil und übten fleißig, auf Deutsch zu grüßen. Laut schallte es aus Kinderkehlen durch Maziamu: ‘guten Morgen’, ‘guten Tag’ und ‘guten Abend’.
Die aktive und fröhliche Teilnahme der Kinder an der kurzen Schulstunde bereitete mir große Freude und gab mir spätestens jetzt die Gewissheit, dass unser Projekt genau das Richtige für die Kinder und die Gemeinde Maziamu ist und unsere Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen.
Nach dem Unterricht gab es dann für alle zur Belohnung Haribo und ich stellte fest, dass der Slogan des Herstellers auch in Maziamu zutrifft.
Weitere Klassenräume in Bau
Zusammen mit unserem Bauingenieur besichtigten wir noch die aktuelle Baustelle. Dabei konnten wir erkennen, dass die Bauleute den Rohbau der beauftragten neuen Klassenräume schon fast fertig gestellt hatten. Fehlen noch das Dach, der Innenausbau und die Schulmöbel. Wir sind uns sicher, unser Ziel für dieses Jahr zu erreichen und die drei in Bau befindlichen Klassenräume in den nächsten Wochen und Monaten bis September in Betrieb nehmen zu können. Damit wird dann das erste von 3 geplanten Gebäuden unserer Schule errichtet sein und wir werden Platz für weitere Schüler haben, die zum Sommer hin von der Grundschule zu unserer Schule wechseln werden.
Auch wird unsere Schule in den neuen Räumen ab dem kommenden Schuljahr für die 9. Klasse auf Vorschlag des örtlichen Comité und der Lehrer zwei Wahlfächer anbieten: ‘couper et couture’ (nähen und schneidern) vornehmlich für Mädchen sowie ‘construction’ (Umgang mit Handwerkszeug) für Jungen. Damit können die Schüler etwas handwerkliches lernen, und später das Gelernte zum Nutzen des Ortes anwenden.
Unsere Reise nach Maziamu kann wieder einmal als sehr erfolgreich gewertet werden: viele Kontakte haben wir vertiefen können, und die Freude der Bevölkerung aus Maziamu über das Engagement der Freunde aus Königswinter und anderen Orten in Deutschland, aber auch der Einsatz der Menschen vor Ort für das Projekt empfinden ich als sehr bewegend und motivierend.
Hoffentlich gelingt es mir, diese Motivation an die Freunde und Förderer unseres Projektes weiterzugeben. Denn ohne die finanzielle und ideelle Unterstützung, die wir im Förderverein erfahren, wäre die Aufgabe nicht zu leisten und der Erfolg, den wir bei dieser Reise erlebten, könnte sich nicht einstellen. Ein herzliches »Vergelt’s Gott« allen unseren Unterstützern.